Versteckte Staatshilfen an Galeria Karstadt Kaufhof
Ende Oktober 2022 hat Galeria Karstadt Kaufhof Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Doch hat die Kaufhauskette im Jahresabschluss 2019/2020 einen Gewinn von fast zwei Milliarden Euro ausgewiesen. Ja, Sie haben richtig gelesen. Und dieser ist auch noch steuerfrei. Warum das immer noch aktuell ist? Schließlich liest man derzeit wieder mehr Berichte über die Insolvenz von Unternehmen. Und bekanntlich kann man an konkreten Praxisbeispielen ein Thema anschaulicher darstellen.
Wie der steuerfreie Gewinn gezaubert wird
Dieser steuerfreie Gewinn wird als sog. Sanierungsgewinn bezeichnet. Wie er entsteht? Wenn ein insolventes Unternehmen Schulden hat und die Gläubiger auf ihre Forderungen verzichten. Buchhalterisch wird der Schuldenerlass unter den sonstigen betrieblichen Erträgen verbucht und erhöht somit den Gewinn. Auf der anderen Seite verringern sich die Verbindlichkeiten des Unternehmens.
Und dieser Gewinn ist steuerfrei? Ja, aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. Doch diese sind automatisch erfüllt, wenn das Unternehmen einen Sanierungsplan hat. Steuerzahlungen würden die Liquidität des ohnehin finanziell angeschlagenen Unternehmens belasten, das stimmt. Die Regelung mit der Steuerfreiheit wurde immer mal wieder geändert. Mal waren Sanierungsgewinne steuerfrei, mal nicht.
Praxisbeispiel: Galeria Karstadt Kaufhof
Im Jahresabschluss 2019/2020 macht GKK zu dem Sanierungsgewinn in Höhe von 2 Mrd. € die folgenden Angaben:
„Der Sanierungsgewinn beinhaltete die Beiträge der wesentlichen Gläubigergruppen: Vermieter (590,0 Mio. €), Pensionsverpflichtungen (370,3 Mio. €), Kreditoren (309,1 Mio. €), Finanzbehörden (253,8 Mio. €), verbundene Unternehmen (199,3 Mio. €), Sozialversicherungen (90,5 Mio. €) und Bundesagentur für Arbeit (125,4 Mio. €).“
Die Finanzbehörden haben der Kaufhauskette mehr als 250 Mio. € Schulden erlassen? Interessant, denn schließlich heißt dies weniger Steuereinnahmen. Doch es geht noch weiter: Auch die Bundesagentur für Arbeit und die Sozialversicherungen haben insgesamt auf mehr als 200 Mio. € verzichtet. Also auch so eine Art Staatshilfe, oder? Ich bin weder Steuerberaterin noch Finanzbeamtin, aber ich gehe davon aus, dass Steuern nicht so einfach erlassen werden.
Wie die aktuelle Insolvenzanmeldung zeigt, hat der Schuldenerlass in Milliardenhöhe nicht ausgereicht, um das Unternehmen wieder auf bessere Füße zu stellen. Vielleicht hat das Geschäftsmodell eines großen Kaufhauses einfach ausgedient?
Die wenigen Angaben zur Liquidität verraten, dass die GKK zum damaligen Zeitpunkt trotz des hohen Sanierungsgewinns Geld verbrannt hat, denn der operative Cashflow war auch zum 30.09.2019 schon negativ.
Hier zeigt sich wieder die amerikanische Börsenweisheit: Gewinn ist Ansichtssache, Cashflow ist Tatsache. Trotz eines hohen Sanierungsgewinns als einmaliger Effekt zeigt die Liquidität ein völlig anderes Bild.