Die Zahlen von Adler sind da. Zumindest die ungeprüften. Was kann man dazu sagen? Adler hat weniger Geld verbrannt als im Vorjahr. Der Verlust basiert im Wesentlichen auf den gesunkenen Immobilienwerten. Und das ist nicht cash-relevant. Ist Adler nun von der Intensivstation auf dem Weg zur Normalstation?
Weit gefehlt. Die Party ist endgültig vorbei. Die entscheidende Frage ist doch: Reichen die noch vorhandenen Immobilien aus, um den riesigen Schuldenberg zu tilgen? Ich bin skeptisch. Werfen wir einen genaueren Blick in die Zahlen von Adler.
Was ist ein untestierter Abschluss wert?
Gute Frage. Es lässt sich auf jeden Fall so viel sagen: Adler ist den Anlegern auch noch die testierten Abschlüsse von 2022 schuldig. Kein Wunder, denn die Suche nach einem Abschlussprüfer gestaltete sich alles andere als leicht. Als Mandant ist Adler auch alles andere als der Traum eines Abschlussprüfers: Erteilter Versagungsvermerk von KPMG für 2021, mangelnde Zusammenarbeit mit dem Abschlussprüfer, Zitierungen in der Presse des damaligen Verwaltungsratsvorsitzenden, dass für 2022 wieder ein uneingeschränktes Testat angestrebt wird. Das bedeutet: Viel Arbeit, viel Diskussionen und möglicherweise auch Ärger mit dem Mandanten. Nun gut, es haben sich Prüfer gefunden. Diese werden sicherlich genau hinschauen.
Bis dahin müssen wir uns mit den untestierten Abschlüssen begnügen. Aber wie gesagt: Dieser musste bisher nicht den kritischen Blicken des Abschlussprüfers standhalten. Und wenn wir uns an das damalige KPMG-Gutachten erinnern, war damals schon deutlich: Bei den Immobilien wird es sicherlich einiges an Wertkorrekturen geben müssen. Bedauerlich, dass die Aufklärung von solchen Fragestellungen immer so lange hinzieht. Aber anders als bei Wirecard ist hier klar: Die Immobilien sind vorhanden. Die Frage ist nur, was diese wert sind. Und darüber lässt sich streiten. Anders als Wirecard: Bisher ist es auch Markus Braun nicht gelungen die Existenz der Kunden und der Guthaben auf Treuhandkonten in Milliardenhöhe nachzuweisen.
Ein Blick in Adlers Zahlen
Wie soll ich sagen? Die Wertkorrekturen der Immobilien und hohe Verluste waren absehbar. Nun stehen sie auch schwarz auf weiß im Geschäftsbericht. Adlers Immobilien haben im letzten Jahr 1,2 Mrd. € an Wert verloren. Man bedenke: Der Immobilienbestand schrumpft, um Liquidität für die Schuldentilgung zu haben. Die sinkenden Immobilienwerte und die damit verbundenen Verluste lassen das Eigenkapital dahinschmelzen wie einen Schneemann in der Sonne.
Stimmt. Die Abschreibungen der Immobilien wirken sich nicht auf die Liquidität aus. Dennoch müssen die Schulden – die möglicherweise durch überteuerte Immobilienkäufe entstanden sind – zurückgezahlt werden. Hier gilt aber: Tilgungen sind cash-relevant, erhöhen aber nicht den Verlust.
Steigende Finanzierungskosten belasten nicht nur den Verlust, sondern auch die Liquidität. Gleichzeitig fließen auch Unsummen in Rechts- und Beratungskosten.
Der Loan-to-Value ist bei über 90 (!) Prozent. Holla die Waldfee kann man da nur sagen. Im Vorjahr waren dies noch etwa 75 %. Was uns dies sagt: Im Verhältnis zu den derzeitigen Werten der Immobilien steht Adler das Wasser nicht nur bis zum Hals, sondern bis unter die Stirn. Luft zum Atmen ist also nicht mehr vorhanden. Da bleibt zu hoffen, dass in diesem Jahr nicht weitere nennenswerte Wertkorrekturen der Immobilien vorgenommen werden müssen, die die Beleihungsquote noch weiter ansteigen lassen.
Aber gut: Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Langfristig können Unternehmen nur überleben, wenn sich die Gewinne nicht nur auf dem Papier, sondern auch im Geldbeutel zeigen.