Firmenwerte unter Druck – das unbemerkte Risiko in den Bilanzen. In den IFRS-Bilanzen machen sie bei manchen Unternehmen einen ordentlichen Teil des gesamten Vermögens aus. Auch Firmenwerte, die höher sind als das in der Bilanz ausgewiesene Eigenkapital, sind keine Seltenheit. Durch steigende Zinsen und die konjunkturelle Lage sind die Firmenwerte unter Druck geraten.
Das sieht man in den Bilanzen aber noch nicht so oft, weil nur selten Firmenwerte abgeschrieben werden. Im Risikobericht ist das Risiko der Wertminderung der Firmenwerte aber inzwischen angekommen, wie der Fall von Adidas zeigt.
Was Adidas berichtet
Risiken, die mit Wertminderungen der Geschäfts- oder Firmenwerte verbunden sind. Das steht jedenfalls im Risikobericht zum Geschäftsjahr 2023 von Adidas. Das Risiko wird als relativ hoch eingestuft: Die Wahrscheinlichkeit, dass es passiert, liegt bei 30–50 %. Zum Vergleich: Gesamtwirtschaftliche, gesellschaftspolitische und regulatorische Risiken werden mit der gleichen Eintrittswahrscheinlichkeit eingestuft. Wie hat sich das Risiko im Vergleich zum Vorjahr geändert? Der Vergleich ist noch nicht möglich. Denn 2023 hat Adidas zum ersten Mal über das Risiko der Wertminderung von Firmenwerten berichtet.
Im Geschäftsbericht 2023 auf Seite 195f. erklärt Adidas das Risiko wie folgt:
„Unsere Bilanz weist Buchwerte für Geschäfts- oder Firmenwerte aus. Eine Verschlechterung der Geschäftsentwicklung und insbesondere der künftigen Geschäftsaussichten sowie wesentliche Währungsfluktuationen könnten eine Anpassung dieser Buchwerte verbunden mit Wertminderungen erforderlich machen. Zudem könnten höhere Marktzinssätze zu einem Anstieg der Diskontierungssätze führen, die bei unserer Prüfung des Wertminderungsbedarfs bei Geschäfts- und Firmenwerten angewendet werden und Wertminderungen nach sich ziehen. Eine Wertminderung hätte einen rein rechnungslegungs- und nicht zahlungswirksamen Effekt mit Auswirkung auf das Betriebsergebnis des Unternehmens.“
Und mein Senf dazu
Spannend. Das genannte Risiko betrifft sicherlich nicht nur Adidas. Auch wenn der Sportartikelhersteller sicherlich durch konjunkturelle Schwankungen stärker betroffen ist als manch andere Branche: So machen die Firmenwerte weniger als zehn Prozent des gesamten Vermögens aus. Da gibt es doch Unternehmen, die eine nicht unwesentliche Wertminderung der Firmenwerte härter treffen würde als Adidas.
Ich bin gespannt, wie Adidas die Bewertung des Risikos im Geschäftsjahr 2024 beurteilen wird. Die Zinsen machen hier derzeit sicherlich weniger Druck als die konjunkturelle Lage und damit der Umsatzentwicklung. Doch wie schon gesagt: Adidas ist damit nicht allein. Bleibt zu hoffen, dass die Risiken nicht erst dann auftauchen, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.
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