Betriebsfeiern sind nicht bei allen Arbeitnehmern gleichermaßen beliebt. Daher kommt es vor, dass ihnen der eine oder andere Mitarbeiter fernbleibt. Natürlich kann es auch aus Krankheits- oder anderen persönlichen Gründen Absagen geben. Im Jahre 2021 hat der BFH entschieden, dass die Gesamtkosten des Arbeitgebers dennoch zu gleichen Teilen auf die bei der Betriebsveranstaltung anwesenden und nicht auf alle angemeldeten Teilnehmer aufzuteilen sind. Folge ist, dass der Freibetrag von 110 Euro schnell überschritten ist und eine Lohnversteuerung droht (BFH-Urteil vom 29.4.2021, VI R 31/18).
Doch das letzte Wort ist immer noch nicht gesprochen, denn der unterlegene Arbeitgeber hat den Gang nach Karlsruhe angetreten (Az. 2 BvR 1443/21). Insofern sollten sich gleichermaßen betroffene Arbeitgeber gegen Haftungsbescheide zu Wehr setzen und ein Ruhen des Verfahrens beantragen.
Hier noch einmal der Sachverhalt:
Die Klägerin plante Ende des Jahres 2016 die Durchführung eines gemeinsamen Kochkurses als Weihnachtsfeier. Nach dem Konzept des Veranstalters durfte jeder Teilnehmer unbegrenzt Speisen und Getränke verzehren. Von den ursprünglich angemeldeten 27 Arbeitnehmern sagten zwei kurzfristig ab, ohne dass dies zu einer Reduzierung der bereits veranschlagten Kosten durch den Veranstalter führte. Die Klägerin berechnete im Rahmen der Lohnversteuerung die Zuwendung an die einzelnen Arbeitnehmer, indem sie die ursprünglich angemeldeten 27 Arbeitnehmer berücksichtigte. Demgegenüber verlangte das Finanzamt, dass auf die tatsächlich teilnehmenden 25 Arbeitnehmer abzustellen sei, so dass sich ein höherer zu versteuernder Betrag ergab.
Die hiergegen erhobene Klage hatte zunächst Erfolg. Nach der Urteilsbegründung sei es nicht nachvollziehbar, weshalb den Feiernden die vergeblichen Aufwendungen des Arbeitgebers für sog. “No-Shows” zuzurechnen seien. Dies gelte im vorliegenden Fall gerade deshalb, weil die Feiernden keinen Vorteil durch die Absage ihrer beiden Kollegen gehabt hätten. Der BFH hingegen sieht die „Mitversteuerung“ als gerechtfertigt an.
Begründung:
Bei der Bewertung von Arbeitslohn anlässlich einer Betriebsveranstaltung sind alle mit dieser in unmittelbarem Zusammenhang stehenden Aufwendungen des Arbeitgebers anzusetzen, ungeachtet dessen, ob sie beim Arbeitnehmer einen Vorteil begründen können.
Eigene Bewertung:
Ich gebe zu, dass ich sowohl die Argumente des Klägers und der FG-Richter als auch die des BFH nachvollziehen kann. Letztlich würde ich mich aber auf die Seite des Arbeitgebers und seiner Arbeitnehmer schlagen. Bei einer Lohnversteuerung ist darauf abzustellen, ob den Arbeitnehmern ein geldwerter Vorteil zugeflossen ist. Mein geldwerter Vorteil erhöht sich durch die Absage aber nicht. Insofern stimme ich der Vorinstanz zu.
Weitere Informationen:
- van Lück: Betriebsveranstaltungen mit No-Show Rate: Bewertung der Höhe des Arbeitslohns
- Arbeitshilfe: Betriebsveranstaltungen: Ermittlung der berücksichtigungsfähigen Aufwendungen – Checkliste (für Abonnenten kostenfrei. Sie sind noch kein Abonnent? Testen Sie unser Kanzleipaket NWB Pro vier Wochen lang kostenlos).