Ach, du meine Güte, was für ein Bilanzzauber beim Lanserhof! Da hat Christian Harisch, der selbsternannte „Kitz-König“, ja einen echten Houdini hingelegt. Lassen Sie uns mal schauen, was da abgeht.
Was die Zahlen verraten
Christian Harisch liebt große Zahlen – zumindest, wenn es um seine angeblichen Geschäftserfolge geht. Der „Kitz-König“ und Wellness-Unternehmer verkündet stolz Rekordgewinne für seinen Luxus-Lanserhof auf Sylt. Doch ein genauer Blick in die Bilanzen zeigt: Der Gewinn ist wohl mehr Schein als Sein.
Was steckt dahinter? Harischs Firma verkaufte eine Tochtergesellschaft – allerdings nicht an einen externen Investor, sondern an eine andere Firma aus seinem eigenen Konzern. Der Kaufpreis von 40 Millionen Euro ließ die Bilanz auf dem Papier glänzen, doch der Clou: Das Geld scheint noch gar nicht geflossen zu sein! Ein reiner Buchgewinn also, der ohne diesen internen Deal wohl in einem satten Verlust geendet hätte.
Ein echter Konzernabschluss könnte Licht ins Dunkel bringen – doch den gibt es offiziell nicht. Harischs Begründung? Sein Unternehmen sei ein Familienbetrieb, also nicht zur Transparenz verpflichtet. Klingt nach einem geschickten Spiel mit Zahlen, das Investoren und Geschäftspartner wohl lieber genauer unter die Lupe nehmen sollten.
Und mein Senf dazu
Der Lanserhof, ein Einzelfall? Leider nicht. Der Nährboden für geschönte Bilanzen ist derzeit fruchtbar. Sehr fruchtbar sogar. Denn viele Unternehmen stehen finanziell unter Druck. Das zeigt auch die Entwicklung der Insolvenzen.
Aber nicht nur das: Kaum eine Woche vergeht, in der die Presse nicht über einen Personalabbau in erheblichem Umfang berichtet. Der Auftragsrückgang wirkt sich damit auch auf viele externe Dienstleister und Zulieferer aus. Ein Dominoeffekt.
Was kann man aus diesem Fall lernen? Hier einige Punkte:
- Ein Konzernabschluss kann aufschlussreich sein. Wenn es einen gibt. Denn dann wäre der Gewinn weg. Aus der Magie.
- Wenn ein Unternehmen wie aus dem Nichts einen hohen Gewinn erzielt, stellt sich die Frage: Wie kam es dazu?
- Gewinn ist Ansichtssache, Cashflow ist Fakt. Die amerikanische Börsenweisheit zeigt immer wieder: Der Gewinn ist geschönt, der Cashflow zeigt den wahren Geldfluss.
Mein Fazit: Bilanzen lesen ist derzeit unglaublich spannend. Und vor allem wichtig. Denn geschönte Bilanzen bergen Risiken – für Investoren, für Kreditgeber und auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Besser früher kritisch hinterfragt und vorsichtig agiert, als später Geld oder den Job zu verlieren.
Weitere Informationen:
Hinter der makellosen Fassade des Lanserhof Sylt (handelsblatt.com)
Ein Beitrag von:
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- Diplom-Volkswirtin und Unternehmensberaterin
- Erstellung von (Gerichts-)Gutachten, Stellungnahmen und Analysen zu Bilanzierungssachverhalten
- Fachbuchautorin
- Anhörung als Sachverständige im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Wirecard Skandal des Deutschen Bundestages und im Finanzausschuss zum FISG
- Mehr unter carolarinker.de
Warum blogge ich hier?
Aus Interesse an den Themen. Aus Spaß. Aus Netzwerk-Gründen. Als Ergänzung zu meiner Arbeit als Unternehmensberaterin und meinen Lehrveranstaltungen ist das Bloggen wunderbar geeignet. Ein Blog bietet die Möglichkeit, sich in einzelne Themen zu vertiefen – und sich anschließend mit Lesern darüber auszutauschen. Da jedes Jahr neue Jahresabschlüsse von Unternehmen vorgelegt werden und sich die Regeln der Bilanzierung ständig ändern, wird mir der Stoff nie ausgehen.