Die Metro-Gruppe erzielt weiterhin hohe Umsätze in Russland – doch zu welchem Preis? Neben wirtschaftlichen Fragen stehen auch ethische Aspekte im Raum. Schauen wir uns die Zahlen genauer an und analysieren, welche Risiken das Russland-Geschäft für den Konzern und seine Anleger birgt.
Was Metro über die Geschäfte mit Russland berichtet
Das Russland-Geschäft spielt für Metro eine bedeutende Rolle. In der Segmentberichterstattung wird es daher als eigenes Segment neben Deutschland, Ost und West ausgewiesen. Der Umsatz mit konzernexternen Der Umsatz mit konzernexternen Dritten (sog. Außenumsatz) im Segment Geschäftsjahr auf 2,4 Mrd. €, was knapp 10 % des gesamten Außenumsatzes ausmachen.
Bei den Zahlungsmitteln zeigt sich ein anderes Bild: Von den 794 Mio. € liegen 184 Mio. € in Russland. Dies sind knapp 20 %. Im Anhang des Geschäftsberichtes 2023/2024 macht der Konzern auf Seite 144 dazu die folgenden Angaben:
„Diese werden laufend auf relevante Restriktionen vor dem Hintergrund zunehmender staatlicher Eingriffe beobachtet. Aktuell unterliegen sie innerhalb von Russland keine Beschränkungen, grenzüberschreitende Devisen-/Kapitaltransfers bedürfen in bestimmten Fällen vorheriger behördlicher Genehmigungen.“
Und wie steht es um den Anteil am Gewinn? Gute Frage. Schauen wir dazu in die Segmentberichterstattung: Das EBIT, also der Gewinn vor Zinsen und Steuern, in Russland belief sich im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 99 Mio. €. Anders als in Deutschland, ist es immerhin positiv. Und auch im Vergleich zu den anderen beiden Segmenten sticht Russland mit einer EBIT-Marge in Höhe von ca. vier Prozent. Aber Achtung: Das ist die EBIT-Marge. Warum ich nicht mit dem Gewinn nach Zinsen und Steuern rechne? Der ist für die einzelnen Segmente leider nicht angegeben. Das sind die Fakten – nun meine Einschätzung.
Und mein Senf dazu
Die Umsätze in Russland scheinen nach den vorgelegten Zahlen für Metro nicht unbedeutend zu sein. Immerhin ist das EBIT im Gegensatz zu Deutschland positiv. Trotzdem bin ich hier sehr skeptisch. Es ist unklar, welche Kosten und Hürden beim Geldtransfer aus Russland entstehen – und ob dieser überhaupt uneingeschränkt möglich ist. Hier kann sich das Bild schnell ändern. Und auch die Prüfungsschwerpunkte zeigen, dass der Abschlussprüfer das Thema Russland besonders unter die Lupe genommen hat. Aber das ist nur ein Blick in die Vergangenheit. Prognosen über zukünftige Entwicklungen können sich ändern.
Und beim EBIT bin ich wegen der Sanktionen besonders skeptisch: Wie sieht es mit Steuerzahlungen und Zinsen in Russland aus? Sind diese für ausländische Unternehmen in Russland wegen des Krieges besonders hoch? Angesichts der bestehenden Risiken stellt sich die Frage, ob das Segment am Ende nicht doch einen höheren Beitrag zum Konzernverlust leistet als der Markt in Deutschland.
Und neben den Zahlen stellt sich auch die wichtige ethische Frage: Will der Konzern weiterhin Geschäfte mit Russland machen? Egal, wie sich Metro entscheidet – finanzielle Folgen hat beides. Die Frage ist nur, wie hoch sie ausfallen und welche ethischen Maßstäbe der Konzern anlegt.
Weitere Informationen:
- Geschäftsbericht Metro 2023/2024
- Serie Risiko Bilanz – wo man genauer hinschauen sollte: Russische Beteiligungen (NWB Experten-Blog)
Ein Beitrag von:
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- Diplom-Volkswirtin und Unternehmensberaterin
- Erstellung von (Gerichts-)Gutachten, Stellungnahmen und Analysen zu Bilanzierungssachverhalten
- Fachbuchautorin
- Anhörung als Sachverständige im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Wirecard Skandal des Deutschen Bundestages und im Finanzausschuss zum FISG
- Mehr unter carolarinker.de
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