Aufsichtsrat aktuell: Achtung bei eiligen Entscheidungen zustimmungspflichtiger Geschäfte

So erleben es – vielleicht auch nicht unbedingt selten – Fach- und Führungskräften in Unternehmen: E-Mail des Aufsichtsratsvorsitzenden mit Hinweis auf eilige Entscheidung. Stichwort: Zustimmungspflichtiges Geschäft. Mail zur Kenntnis genommen. Liegt gerade vieles auf dem Schreibtisch. Kurze Mail mit Fragen zum Sachverhalt verschickt. Wenige Minuten später: Anruf des Aufsichtsratsvorsitzenden. Die Entscheidung eilt. Die erforderlichen Informationen liegen noch nicht vor. Anruf eines Aufsichtsratskollegen. Vorerst einige Informationen erhalten. Mündlich. Erst mal Luft holen.

Als Aufsichtsrätin kann es immer mal wieder vorkommen, dass es eilige – teilweise sehr eilige – Entscheidungen zu treffen gibt. Dank der modernen Kommunikationsmittel können Informationen schnell an alle Aufsichtsräte geschickt werden. Doch in einigen Fällen liegen notwendige Informationen wie beispielsweise ein benötigter Jahresabschluss nicht vor. Die gedruckte Fassung schon. Aber eben nicht digital.

In einigen Fällen drängt die Zeit. Das einberufen einer kurzfristigen Telefonkonferenz ist aber nicht immer möglich. Und ja natürlich: Das Ausmaß der Entscheidung bzw. ihre absehbaren Folgen spielen auch eine Rolle. Um diese beurteilen zu können, müssen dem Aufsichtsrat jedoch das entsprechende Zahlenmaterial vorliegen. Auch das gemeinsame Gespräch mit den Aufsichtsratskollegen kann helfen. Jeder achtet auf andere Schwerpunkte.

Aber auch dabei achtet jeder auf andere Schwerpunkte: Ein Jurist legt möglicherweise den Fokus auf das Thema Haftung, während Ökonomen die Kostenseite betrachten. Die Außenwirkung der Entscheidung oder aber auch ethische Aspekte dürfen auch nicht vernachlässigt werden. Dieses Beispiel zeigt: Die Vielfalt bei der Besetzung des Aufsichtsrates mit unterschiedlichen Kompetenzen ist empfehlenswert. Das Thema Kompetenzen spielt bei der Besetzung von Aufsichtsratsmandaten in der heutigen Zeit auch eine zunehmende Rolle. Es ist immer wieder spannend zu sehen, dass die Aufsichtsratskollegen auf ganz andere Punkte achten als man selbst.

Auch wenn Entscheidungen drängen: Das jeweilige Aufsichtsratsmitglied sollte nicht vergessen, kritisch nachzufragen und eventuell weitere Informationen anfordern. Denn Fehlentscheidungen können langfristig dem Unternehmen – und dem Image der Aufsichtsratsmitglieder – schaden. Als Aufsichtsrätin sollte ich schließlich wissen, welchem Geschäft ich denn genau zustimme und welche finanziellen sowie sonstigen Auswirkungen sich dadurch ergeben. Ich bin zwar weder Juristin noch seit mehr als zehn Jahren als Aufsichtsrätin tätig, aber eines habe ich bei meinen Weiterbildungen für Aufsichtsräte gelernt: Die Haftung der Tätigkeit darf nicht unterschätzt werden. Austausch und Erfahrungen nehme ich von älteren Aufsichtsräten immer gerne entgegen.

Fazit: Eine gute Entscheidungsfindung für die Aufsichtsräte. Vor allem bei eiligen Entscheidungen.

 

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