Zukunft des Corporate Reportings: Weg vom Papier, hin zur pdf-Version

Vortrag von Petr Kříž bei der Schmalenbach-Tagung am 30. März 2017 in Köln

Der erste Vortrag der Schmalenbach-Tagung sprach mir förmlich aus der Seele. Schon nach wenigen Minuten war für mich klar: Es hat sich gelohnt, zur Tagung zu fahren. Der erste Vortragende Petr Kříž, ist Partner bei PriceWaterhouseCoopers in Prag. Interessant auch: Er hat die gleichen Ansichten wie seine deutschen Kollegen. Doch nun will ich Ihnen die Inhalte seines Vortrags nicht weiter vorenthalten.

Die derzeitige Berichtspraxis bezeichnete Petr Kříž folgendermaßen: Unternehmen veröffentlichen Geschäftsberichte, die sehr umfangreich und detailliert, allerdings aber auch für den Leser sehr komplex sind. Der Blick richtet sich lediglich auf die Shareholder. Zudem wird bei der Berichterstellung immer noch „in Papier gedacht“: Die Berichte werden für den Leser erstellt, der diese immer noch in der gedruckten Fassung analysiert. Er fordert bezüglich dieses Punktes Veränderungen.

So sollten die Berichte sich auf relevante Informationen beschränken und dadurch entschlackt werden. Siemens hat dem sog. Disclosure Overload bereits bei der Erstellung des Geschäftsberichtes für 2015 entgegengewirkt. Jeder einzelne Inhalt wurde auf seine Relevanz überprüft. Zudem fordert der Redner die Verbesserung der Lesbarkeit der Berichte am Bildschirm. Das würde ich sofort unterschreiben. Habe ich mich doch genau darüber letztes Jahr geärgert, als ich in zahlreichen Geschäftsberichten nach den Angaben zu Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen für meine Dissertation gesucht habe.

Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine Änderung der Denkweise bei der Berichterstellung erforderlich. Wenn die Berichte vor allem für die Bildschirm-Leser erstellt werden, sollten die pdf-Dateien auch so aufbereitet sein. Die Bedeutung der Papierberichte hat in den letzten Jahren abgenommen. Wie mir einige andere Teilnehmer der Tagung erzählten, wird bei ihnen im Unternehmen die Anzahl der jährlich gedruckten Geschäftsberichte immer geringer.

Wenn die Geschäftsberichte für das Lesen am Bildschirm optimal aufbereitet sind, kann dies auch zu einer größeren Anzahl an Lesern führen. So bietet sich unter anderem eine Verknüpfung zwischen finanziellen sowie nicht-finanziellen Informationen an. Außerdem sollte es beispielsweise möglich sein, direkt von dem Buchwert der immateriellen Vermögenswerte mit einem Klick auf den Buchwert in die entsprechende Angabe im Anhang zu gelangen. So hat der Leser nicht nur mehr Freude beim Lesen: Auch das Lesen und Interpretieren wird erleichtert. Bisher ist die Suche am Bildschirm bei mehreren hundertseitigen Berichten sehr mühsam. Im Zweifelsfall wird der Leser entweder doch wieder die Papierversion bestellen oder auf weitere Recherchen verzichten.

Aus Sicht der berichtspflichtigen Unternehmen wird es in der Übergangsphase möglicherweise zu höherem zeitlichen Aufwand und damit steigenden Kosten kommen. Zumindest solange, wie die Geschäftsberichte als Papier- und Digitalversion zur Verfügung gestellt werden. Eingespart werden kann jedoch wieder bei der Kürzung der Berichte auf wesentliche Inhalte. Bilder der Vorstände können gerne weggelassen werden.

Bis zur Umsetzung des digitalen Geschäftsberichtes ist es noch ein weiter Weg. Daher sollten wir gleich losgehen, um den Anschluss nicht zu verpassen.

Dies war nicht der einzige spannende Vortrag der Schmalenbach-Tagung in diesem Jahr. Weitere Diskussionen folgen.

Lesen Sie hierzu auch hier im NWB Experten-Blog:

Dem Leser zuliebe – Auch online verfügbare Geschäftsberichte sollten leserfreundlich sein

Schluss mit Disclosure Overload – Siemens kürzt den Geschäftsbericht

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