Amazon wird steuerlicher Berater

Kein Scherz: Amazon ist ins „Steuergeschäft“ eingestiegen und erstellt auf Wunsch für 400 Euro pro Jahr die Umsatzsteuererklärungen für die Transaktionen seiner Händler. Für 100 Euro mehr pro Jahr können auch die Transaktionen außerhalb von Amazon hinzugenommen werden. Die Abwicklung erfolgt in Zusammenarbeit mit Avalara, nach eigener Aussage einem weltweiten Anbieter für Steuerlösungen.

Natürlich werden nun von Seiten der Steuerberater viele Gegenargumente kommen, warum dies nicht funktionieren kann. Angefangen von berufsrechtlichen Fragen bis hin zu Zweifeln an der Qualität der Umsatzsteuer-Erklärungen.
Doch Hand aufs Herz: Hat sich Amazon in seiner Geschichte von solchen Argumenten jemals beeindrucken lassen? Gab es Hürden, die Amazon (und andere US-amerikanische Online-Unternehmen) nicht irgendwie aus dem Weg räumen konnten? Ich jedenfalls sehe hier eine riesige Konkurrenz auf den deutschen Steuerberatermarkt zurollen. Und sehe mich – leider – in meiner Prognose bestätigt, dass große Player den nach wie vor lukrativen deutschen Markt für Buchführung, Rechnungswesen und Steuerrecht ins Visier genommen haben.

Sicherlich wird es noch einige Jahre dauern, bis die Steuerkanzleien die Auswirkungen tatsächlich zu spüren bekommen. Dann kann es aber rasend schnell gehen, wie Beispiele aus anderen Branchen zeigen.

Quelle: https://services.amazon.de/programme/umsatzsteuer-services-bei-amazon.html (Amazon.de)

6 Gedanken zu “Amazon wird steuerlicher Berater

  1. Schon das erste Schlagwort auf der verlinkten Seite ist wettbewerbsrechtlich problematisch. „Die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer ist KOSTENFREI in Ihrem Jahresbeitrag enthalten“ — Werbung mit Selbstverständlichkeiten? Die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer ist stets und uneingeschränkt kostenfrei, egal wer die Steuererklärung erstellt, . Wenn der Rest des Dienstes auf ähnlichem Niveau läuft, dann viel Spaß.

  2. Pingback: #steuerlinks 36. KW - Steuerköpfe

  3. „Für 100 Euro mehr pro Jahr können auch die Transaktionen außerhalb von Amazon hinzugenommen werden.“
    Also für Händler, die ausschließlich Amazon nutzen, mag das ja ganz nett sein.
    Kommt aber auch noch Ebay und vielleicht der ‚reguläre‘ Handel dazu und man spart sich aus betriebswirtschaftlichen Gründen die zusätzlichen 100,- € und die Arbeit, andere Umsätze in die „Arbeitserleichterung“ einzupflegen, dann hilft einem Amazon dann zu einer systematischen Steuerhinterziehung durch Falschanmeldung der Umsätze…Super?
    Vorsteuer wird vermutlich auch außerhalb von Amazons Wirkungskreis angefallen sein.

    An sich ist die Idee der automatischen Buchungserfassung für den Händler aber längst überfällig, der Umstieg auf eine vollautomatische 1-Click-Lösung für Bestellung, Bezahlung und Buchung mit durch den Lieferer bereitgestellten Buchungssätzen müsste mit den technischen Möglichkeiten schon viel verbreiteter sein.

  4. Ok, soweit, so gut. Wer hindert den Berater daran, den gleichen Service für 350€ anzubieten? Das ist normaler Wettbewerb, mit dem vorteil, dass der Berater seinen Mandanten kennt. … und jetzt komme mir bitte keiner mit der Steuerberatervergütungsverordnung!!!

  5. Wie steht es denn mit der Verschwiegenheitsverpflichtung, die für die Mitarbeiter von Amazon nicht relevant ist? Was ist mit der Datensicherheit: Wo werden die Daten gespeichert? Wird die Finanzverwaltung die Mitwirkung von Amazon bei der USt-Erklärung akzeptieren oder zurückweisen?
    Steuererklärung Made in China oder sonstwo!!

  6. Bedenkt man den technologischen Background von Amazon, ist das doch geschenktes Geld.

    Das Rechenzentrum gepaart mit der eigenen KI. Das fehlt nur das Anlernen und Pflegen des Systems und Steuererklärungen sind automatisiert.

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