Anfang Oktober 2015 vermeldet die Deutsche Bank laut Aussage der Süddeutschen Zeitung einen erwarteten Verlust für das dritte Quartal in Höhe von 6,2 Mrd. EUR. Ein solcher Betrag ist für die Deutsche Bank keine Kleinigkeit. Doch was ist die Ursache dieses erheblichen Verlustes? Und wie wirkt sich dies auf den Cashflow der Deutschen Bank aus? Diese Fragen sollen in dem folgenden Artikel beantwortet werden.
Grund für den Rekordverlust sind zum einen die hohen Abschreibungen auf Beteiligungen des Konzerns an anderen Unternehmen. Ferner muss die Deutsche Bank einen Großteil des Goodwills der vor einiger Zeit erworbenen Postbank abschreiben. Ein weiterer Grund sind die weiterhin noch ungeklärten Rechtsstreitigkeiten, die zu hohen Rückstellungsbildungen führen.
Betrachten wir zuerst die Abschreibungen auf Beteiligungen und den Goodwill. In diesem Fall kommt es zwar zu einer erheblichen Minderung des Gewinns. Allerdings führen die Abschreibungen nicht zu Auszahlungen, sodass die liquiden Mittel unverändert bleiben. Faktisch könnte man sagen, dass in beiden Fällen vor einigen Jahren zu viel Geld für die Beteiligungen bzw. den Kauf der Postbank bezahlt wurden. Der damalige Kaufpreis richtete sich unter anderem nach Prognosen zukünftiger Erträge. Diese sind immer mit Unsicherheit behaftet. Es stellt sich oft erst nach mehreren Jahren heraus, ob die Investition sich gelohnt hat oder nicht. Auch der damalige Kauf des sozialen Netzwerks studivz war für den Holzbrinck-Verlag im Nachhinein eine Fehlinvestition. Die Abschreibungen bei der Deutsche Bank sind demnach lediglich eine „buchhalterische Korrektur“, sie führen zu keiner Verringerung des Cashflows.
Wie sieht es mit den Rückstellungen aus? Dies ist ähnlich wie bei der Abschreibung des Goodwills. Allerdings liegt der entscheidende Unterschied darin, dass die gebildeten Rückstellungen zu Auszahlungen in der Zukunft führen werden. Die periodengerechte Gewinnermittlung schreibt vor, dass Aufwendungen der Periode zugerechnet werden, in der sie entstanden sind. Derzeit hat die Deutsche Bank einige offene Rechtsstreitigkeiten, bei denen Unsicherheit über die exakte Höhe möglicher Schadenersatzzahlungen vorliegt. Erst nach einem Urteil des Gerichts wird also Klarheit herrschen. Doch bis diese vorliegen, kann es noch einige Zeit dauern. Wenn also die Deutsche Bank im Jahr 2015 für Prozessrisiken Rückstellungen bilden muss, wird im Geschäftsjahr 2015 vorerst nur der Gewinn geschmälert. Bei der Bildung von Rückstellungen erhöhen sich nämlich die Aufwendungen. Zu einer Auszahlung und damit einer Minderung des Cashflows kommt es erst in dem Geschäftsjahr, in dem die Deutsche Bank die Schadensersatzzahlungen tatsächlich leisten muss.
Fazit: Trotz hoher Verluste kann der Cashflow positiv sein, wenn die Aufwendungen in eine andere Periode fallen als die dazugehörigen Auszahlungen.
Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 9. Oktober 2015, Seite 17