Personalrisiken bei CompuGroup Medical: Wie der Fachkräftemangel die Zukunft prägt

In den letzten Monaten wurde viel über großangelegten Personalabbau berichtet. Doch ein ebenso drängendes Problem bleibt der Fachkräftemangel, der zahlreiche Unternehmen beschäftigt. Der demografische Wandel und das vermehrte Ausscheiden der Babyboomer-Generation aus dem Arbeitsleben verstärken dieses Problem zusätzlich. Neben der reinen Verfügbarkeit von Arbeitskräften stellt sich vor allem die Frage, ob die vorhandenen Fachkompetenzen den betrieblichen Anforderungen entsprechen.

Der Mangel an qualifiziertem Personal führt dazu, dass Projekte verzögert oder gar nicht erst angenommen werden können. Insbesondere wenn die Umsetzung von Aufträgen von einzelnen Schlüsselpersonen abhängt, kann der Verlust dieser Mitarbeitenden zu erheblichen finanziellen Einbußen führen. Weiterlesen

Serie Risiko Bilanz: Aufgepasst bei kreativen Kennzahlen zum Aufpeppen des Umsatzes

Sie lieben Kennzahlen. Darüber habe ich kürzlich am Beispiel von Delivery Hero berichtet. Doch der Essenslieferant ist nicht das einzige Unternehmen, das Investoren mit kreativen Kennzahlen beeindrucken will.

Woran gerne gedreht wird? An Zahlen, die hohe Umsätze suggerieren. Doch während der Begriff Umsatz durch die Rechnungslegungsvorschriften definiert ist, sind der Definition eigener Kennzahlen keine Grenzen gesetzt. Die Folge? Andere Begriffe, die den Anschein erwecken sollen: Dem Unternehmen geht es wirtschaftlich sehr gut.

Wie hohe Umsätze suggeriert werden soll(t)en

Die seit einigen Monaten insolvente Kreditvermittlungsplattform Creditshelf versuchte im vergangenen Jahr auf der Hauptversammlung, Investoren mit der Kreditnachfrage zu beeindrucken. Ob erfolgreich oder nicht – allein die Tatsache der Insolvenz zeigt, dass kreative Kennzahlen langfristig nicht zum Erfolg führen. Ganz einfach: Ein Unternehmen muss nachhaltig Gewinne erwirtschaften, wenn es am Markt bestehen will. Kundenanfragen allein reichen nicht aus, um Gehälter zu zahlen. Weiterlesen

Höhere Risikovorsorge belastet Helaba Bilanz

Es sieht nicht gut aus – und das nicht nur für die Immobilienbranche. Die aktuellen Zahlen der Helaba Landesbank fürs erste Halbjahr zeigen: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist die Risikovorsorge noch mal deutlich angestiegen. Vor einem Jahr lag das vor allem an den Turbulenzen am Immobilienmarkt.

Im Halbjahresfinanzbericht 2023 der Helaba wurde damals die Hälfte aller Immobilienkredite als kritisch eingestuft. Und nun? Trifft es auch das Firmenkundengeschäft? Weiterlesen

Vorsicht beim Prüferwechsel: Wann Anleger misstrauisch werden sollten

Warum wechselt ein Unternehmen seinen Wirtschaftsprüfer? Dafür kann es verschiedene Gründe geben. So besteht beispielsweise für bestimmte börsennotierte Unternehmen eine Rotationspflicht. Wechselt ein Unternehmen aber bereits nach kurzer Mandatsdauer den Abschlussprüfer, ist Vorsicht geboten. Dies gilt auch, wenn es immer länger dauert, bis der geprüfte Abschluss vorliegt.

Wieso Unternehmen die Prüfungsgesellschaft austauschen

Seit der Reform des FISG im Anschluss an den Zusammenbruch von Wirecard müssen alle Unternehmen von öffentlichem Interesse, unabhängig von ihrer Branche, alle zehn Jahre ihre Prüfungsgesellschaft wechseln. Die Möglichkeit, das Mandat auf maximal 20 Jahre zu verlängern, wurde abgeschafft, sofern es sich nicht um Banken, Versicherungen oder Finanzinstitute handelt. Ziel der externen Rotationspflicht ist die Wahrung der Unabhängigkeit des Abschlussprüfers.

Es gibt aber auch andere Gründe, warum Unternehmen den Abschlussprüfer wechseln. Weiterlesen

Aktivierte Entwicklungskosten: Warum Sie bei einer hohen Aktivierungsquote genauer hinschauen sollten

Lohnt sich Forschung und Entwicklung? Diese Frage hatte ich vor vielen Jahren in meiner Doktorarbeit gestellt. Das Ergebnis meiner empirischen Studie: Zumindest in der Wirtschaftskrise wirken sich Forschungs- und Entwicklungskosten nicht positiv auf den Aktienkurs eines Unternehmens aus. Doch das Thema ist nicht nur für börsennotierte Unternehmen relevant.

Alle Unternehmen mit F&E-Aktivitäten können bilanzpolitische Spielräume nutzen, um ihre Gewinne zu steigern. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist dies häufiger der Fall. Damit ist das Thema meiner Dissertation wieder hochaktuell, denn ich habe damals die Jahre der Finanzkrise empirisch untersucht.

Wieso die Aktivierung der Entwicklungskosten branchenabhängig ist

Für die Aktivierung von Entwicklungskosten in der IFRS-Bilanz müssen eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt sein. Beispielsweise muss eine zuverlässige Abgrenzung zwischen Forschungs- und Entwicklungskosten möglich sein. Genau aus diesem Grund ist die Aktivierung von Entwicklungskosten auch branchenabhängig. Denn nur diese dürfen überhaupt aktiviert werden. Für Forschungskosten gilt ein explizites Aktivierungsverbot, die angefallenen Kosten sind im Jahr ihrer Entstehung sofort als Aufwand zu erfassen. Entwicklungskosten liegen nur dann vor, wenn die Forschungsergebnisse auch genutzt werden können.

Betrachtet man beispielsweise die Bilanzen von Pharmaunternehmen, so findet man nur selten aktivierte Entwicklungskosten. Dies liegt einfach daran, dass über viele Jahre Unsicherheit darüber besteht, ob die Entwicklungen jemals zu Einzahlungsüberschüssen am Markt führen werden. Dies ist eine weitere Voraussetzung, die in einigen Fällen nicht erfüllt sein dürfte. Anders verhält es sich in der Automobilindustrie, in der erfahrungsgemäß ein hoher Anteil der anfallenden Kosten als Entwicklungskosten aktiviert wird. Denn anders als bei einem Pharmakonzern stellt sich hier nicht die Frage, ob das Medikament jemals auf den Markt kommen wird, sondern vielmehr, wann das neue Modell am Markt verkauft werden kann.

Wieso man bei einer hohen Aktivierungsquote genauer hinschauen sollte

Die Kennzahl Aktivierungsquote findet sich beispielsweise in den Geschäftsberichten von Automobilherstellern. Sie gibt den Anteil der aktivierten Entwicklungskosten an den gesamten Forschungs- und Entwicklungskosten an. Je höher die Aktivierungsquote, desto geringer sind die Aufwendungen, die den Gewinn schmälern.

Ein interessantes Beispiel: Die Porsche AG hat eine hohe Aktivierungsquote, die in den letzten Jahren sehr große Sprünge nach oben gemacht hat. Im Geschäftsjahr 2019 lag sie noch bei 44 %, im Geschäftsjahr 2023 bei knapp 74 %. Das entspricht einer Steigerung der Kennzahl um 70 %. Das ist eine ganze Menge.

Aber Vorsicht: Ich kann fachlich nicht beurteilen, was bei der Porsche AG in den letzten Jahren passiert ist, dass der Anteil der aktivierten Entwicklungskosten so deutlich gestiegen ist. Aber als Bilanzexpertin bin ich vorsichtig: Denn hohe Aktivierungen heute bedeuten auch höhere Abschreibungen in der Zukunft. Als Aktionärin der Porsche AG würde ich auf jeden Fall auf der Hauptversammlung nachfragen, warum die Aktivierungsquote in den letzten Jahren so stark gestiegen ist.

Im Jahr 2023 wurden Entwicklungskosten in Höhe von 2 Mrd. € aktiviert. Dies ist angesichts eines Gewinns vor Steuern von 5 Mrd. € ein beachtlicher Betrag. Aber auch die Abschreibungen auf die in der Vergangenheit aktivierten Entwicklungskosten sind nicht mehr unerheblich: Sie belaufen sich im Geschäftsjahr 2023 auf knapp eine Mrd. €.

Und wie so oft gilt auch hier: Die amerikanische Börsenweisheit. Gewinn ist Ansichtssache, Cashflow Tatsache. Denn dem Cashflow ist es völlig egal, ob Entwicklungskosten aktiviert werden oder nicht. Er honoriert nur die Kundeneinlagen, die durch erfolgreiche F&E-Aktivitäten in neue Produkte fließen.

Insbesondere bei einer hohen Aktivierungsquote ist zu prüfen, wie der Gewinn ohne Aktivierung aussehen würde. Langfristig zeigt sich dies zwar in den Abschreibungen, aber bis dahin vergeht einige Zeit.

Weitere Informationen:

Serie Risiko Bilanz: Warum der operative Cashflow nicht immer die Lösung ist

„Schauen Sie sich nicht nur den Gewinn, sondern auch den Cashflow an.“ Eine Aussage, die ich bei meinen Schulungen und Coachings häufig verwende. Aber ich muss zugeben: Der Cashflow ist nicht immer aussagekräftig.

So ärgerlich es ist, aber es ist nicht die Regel, wenn man Jahresabschlüsse und andere Inhalte eines Geschäftsberichts liest: Es ist immer so. Und die Aussagekraft des operativen Cashflows ist so ein Fall. Als Volkswirtin würde ich sagen: Es kommt darauf an. Worauf denn? Auf das Geschäftsmodell des Unternehmens. Was bedeutet das für den Cashflow? Schauen wir uns das genauer an. Weiterlesen

Neue ESG-Kennzahl: Cybersicherheits-Rating bei DHL

Cybersicherheit und Nachhaltigkeit: Zwei Themen, die derzeit für viel Diskussionsstoff in den Unternehmen sorgen. Warum nicht beides verbinden? Das hat sich offenbar auch DHL gedacht. Der Logistikkonzern hat 2022 eine neue Kennzahl zur Unternehmenssteuerung eingeführt. Das Rating basiert auf einer technischen Analyse möglicher Schwachstellen und weist DHL täglich automatisiert auf mögliche Sicherheitsrisiken hin.

Was genau verbirgt sich hinter dieser Kennzahl? Wie sollen Transparenz und Vertrauen in die Kennzahl gestärkt werden? Was bedeutet das für die Vorstände? Ein Blick in den Geschäftsbericht von DHL gibt Antworten. Weiterlesen

Risiken aus der Nutzung sozialer Medien: Wie der Pharmakonzern Merck darüber informiert

Soziale Medien als Risiko für Unternehmen? Als Erstes fallen mir Fälle ein, in denen Unternehmen kritische Posts gelöscht haben, anstatt konstruktiv auf die Kritik einzugehen. Das Risiko? Der daraus resultierende Imageschaden. Aber ist das wirklich ein Risiko, das für den Risikobericht relevant ist? Beim Pharmakonzern Merck ist es das offenbar.

Warum lohnt es sich, darüber zu berichten? Ein solches Risiko ist mir bisher bei keinem großen börsennotierten Unternehmen aufgefallen. Gerade bei einigen innovativen Geschäftsmodellen könnte sich ein Imageschaden durch Social Media messbar auf den Umsatz auswirken. Nach meiner Einschätzung auch messbarer als bei Merck. Was mich wundert? Merck wurde 2018 mit dem Life Science Industry Award® für den besten Einsatz von Social Media ausgezeichnet.

Welche Risiken Merck bei der Nutzung sozialer Medien sieht

Risiken aus der Nutzung sozialer Medien werden erstmals im Geschäftsbericht 2017 als separates Risiko ausgewiesen. Im Risikobericht (Geschäftsbericht 2023, S. 99) legt Merck dazu die folgenden Informationen offen: Weiterlesen

Causa Signa: Hohe Millionenerträge und keine Abschlussprüfung erforderlich – wie kann das sein?

Der Jahresabschluss der Signa Holding musste nicht von einem Wirtschaftsprüfer geprüft werden. Wie kann das sein? Ganz einfach: Das Unternehmen ist „zu klein“. Sie hat sich für eine freiwillige Prüfung durch einen Abschlussprüfer entschieden, zumindest für das Geschäftsjahr 2021. So steht es im entsprechenden Jahresabschluss. Einen aktuelleren Abschluss habe ich leider nicht.

Wie kann es sein, dass dreistellige Millionenbeträge in der Gewinn- und Verlustrechnung stehen und dafür kein Testat erforderlich ist? Auch wenn ich generell für Bürokratieabbau bin, stelle ich mir hier die Frage: Muss hier nicht etwas geändert werden? Aber schauen wir uns das Ganze genauer an. Weiterlesen

Bilanzen verheimlichen – ein neuer Trend?

Warum die Verweigerung der Offenlegung von Jahresabschlüssen nicht länger nur Falschparken sein sollte

272.000 Verfahren hat das Bundesamt für Justiz im vergangenen Jahr eingeleitet. Eine Steigerung von über zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr – Tendenz steigend. Erschreckende Zahlen, wie ich finde. Aber auch ich stelle bei der Recherche im Bundesanzeiger immer wieder fest: Zu spät ist die neue Norm. Und „gar nicht“ scheint ein neuer Trend zu sein.

Worum geht es? Um die Offenlegung der Jahresabschlüsse von Kapitalgesellschaften. Denn hier gibt es klare gesetzliche Vorgaben. Schließlich sollen Gläubiger, Anleger und andere Stakeholder über die wirtschaftliche Lage des Unternehmens informiert werden.

Verweigerung der Offenlegung ist wie falsch parken

Signa, Galeria Karstadt Kaufhof – das sind nur zwei Beispiele für Unternehmen, die es mit den Fristen nicht so genau nehmen. Denn die genannten Regelungen gelten nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich. Die Verweigerung der Veröffentlichung von Jahresabschlüssen im österreichischen Firmenbuch hat nach dem Zusammenbruch des Signa-Imperiums für viel Diskussionsstoff gesorgt. Denn bisher gibt es nur eine Geldstrafe, die das Unternehmen zahlen muss. Und manche Unternehmen treiben es auf die Spitze: Sie zahlen lieber immer höhere Strafen, als ihren gesetzlichen Verpflichtungen nachzukommen.

Auch wenn man nicht von jeder gesetzlichen Regelung überzeugt sein mag: Die rechtzeitige Offenlegung der Zahlen kann nicht nur die Transparenz, sondern auch das Vertrauen von Investoren und Gläubigern stärken. Der Mangel an Fachkräften wird zwar gerne als Ausrede benutzt, dennoch schaffen es die meisten Unternehmen, die Fristen einzuhalten. Bislang ist die Verweigerung der Offenlegung allerdings wie Falschparken: Sie wird mit einem Bußgeld geahndet.

Was sich ändern sollte

Die strikte Verweigerung der Offenlegung von Jahresabschlüssen trotz eindeutiger gesetzlicher Verpflichtung sollte Konsequenzen haben. Und damit meine ich nicht die Erhöhung von Ordnungsgeldern. Weiterlesen